Poetische textile Kontraste

Dinslaken. "Textile Kontraste" – da denkt man fast automatisch an Weben, Makramèe, Batik. Weit gefehlt bei Petra-Marita Sadowski aus Soest, deren Jute-, Nessel-, Leinen-, Vlieseline-, Filz-, Draht- und Zweigcollagen seit Sonntag unter diesem Titel vom "Kulturkreis" in den Räumen Schlossstrasse 3 gezeigt werden. Von Kunstgewerblicher Gefälligkeit sind sie jedenfalls meilenweit entfernt! Bernd Krysmanski, Kunsterzieher am Theodor Heuss-Gymnasium und –Studienkollege von Petra-Marita Sadowski an der Düsseldorfer Kunstakademie, sprach in seiner Einführung von einer "stillen Kunst, mit Nadel und Faden, von einem "ästhetischen Recycling", ganz in der Tradition der großen Collagisten wie Braque, Schwitters oder in neuerer Zeit: Burri.
Seine Lokalisierung von Petra-Marita Sadowski kann man nur bestätigen. Dennoch bringt die Meisterschülerin von Rolf Sackenheim und Stipendiatin der "Ecole des Beaux Arts, Mulhouse" etwas Neues ein: Mit Mininettenfleiß vernäht und säumt sie ihre textilen Landschaften und Figurationen, polstert sie auf, benutzt die Naht, den Kreuzstich, die Biese als Linie oder Ornament.

Im Wechselspiel von Schere, Nähnadel und Pinsel (Gewebe werden mit Dispersionsfarben getränkt oder mit Lacken verhärtet) entstehen so aus Stoffresten und anderen Materialien Bilder von großem poetischen Zauber, von einer Stimmigkeit, die um so größer ist je disparater die einzelnen Elemente erscheinen. Genau das macht ihren künstlerischen Rang aus.
Dass darüber hinaus in Petra-Marita Sadowskis Arbeiten Stimmungen und Gedanklichkeit nicht zu kurz kommen (Krysmanski wies auf das Motiv des Werdens und Vergehens in der Natur hin) gibt der Ausstellung, die noch bis zum 25. März zu besichtigen ist, trotz aller Experimentierfreude einen starken inneren Zusammenhalt. Man sollte sie auf keinen Fall versäumen.

Dieter G. Eberl – NRZ Dinslaken



Stille Kunst mit Nadel und Faden

Dinslaken. – "Ihre Arbeiten sind ästhetisches Recycling", bestehen aus realen Alltagsmaterialien und sind mit bestrickendem Fleiß zusammengefügt, wie es der Kunsterzieher Bernd Krysmanski in der Ausstellungseröffnung treffend nannte. Als Gast des Dinslakener Kunstkreises stellt die Soesterin Petra-Marita Sadowski in der Galerie Schlossstrasse 3 bis zum 25. März 47 Exponate ihrer Textilkunst aus.
Die junge freischaffende Künstlerin (Jahrgang 1957) stellt eine mit Nadel und Faden komponierte gemäßigte, stille Kunst vor, legt die Schwerpunkte auf gedämpfte Farben, leise Töne: Erdverbundenes, unterstrichen durch Übermalungen mit Lacken und Dispersionsfarben. Ihr Thema ist die Natur, der Prozess des Werdens und Vergehens. Sackleinen, weicher Filz, grober Stock, Goldfädiges oder Papier, Sadowskis Skala ist in der Begrenztheit immens vielseitig. Kontraste reizen zum unter die Lupe nehmen. Verbundenes wird zerrissen, Zerrissenes neu zusammengefügt. Krysmanski zog Parallelen zum großen Collagisten Kurt Schwitters:"Das Entformen der Materialien kann schon erfolgen durch ihre Verteilung auf der Bildfläche. Es wird noch unterstrichen durch Zerteilen, Verbiegen, Überdecken und Übermalen."
Mit ihren textilen Kontrasten gelingt es Petra-Marita Sadowski ausgezeichnet, Vorgänge unserer Umwelt, ein in der Natur und im menschlichen Leben fühlbar zum Ausdruck zu bringen. Ihre Arbeiten tragen dazu bei, das Um-Weltliche besser und tiefer zu verstehen.

Wolfgang Molitor – Rheinische Post Dinslaken